Du hast Deinen Projektauftrag verstanden. Nun geht es darum, Dich mit der aktuellen Lösung zu beschäftigen und genau zu verstehen, welche Schwierigkeiten die Nutzer damit haben und welche Chancen sich daraus für eine neues Produkt ergeben. Dazu planst Du Nutzerforschung.
Um diese planen zu können, musst Du Dir aber zuerst mal darüber klar werden, wer denn die Nutzer sein könnten, die Du befragen oder beobachten sollst. Du musst eine Hypothese bilden, welche Nutzergruppen es gibt. Dazu erstellst Du Proto-Personas.

Eine Proto-Persona beschreibt einen hypothetischen »archetypischen« Nutzer. Sie steht exemplarisch für einen konkreten Vertreter einer Benutzergruppe mit ähnlichen Anforderungen an Funktionsumfang und Interaktionsdesign eines Produktes. Eigenschaften einer solchen Proto-Persona stellen zunächst Annahmen dar, die im weiteren Projektverlauf validiert werden sollten.
Ablauf
In einem ersten Schritt werden Proto-Personas identifiziert. Eine Persona ist ein archetypischer Nutzer, welcher für eine Nutzergruppe mit ähnlichen Anforderungen an den Funktionsumfang und das Interaktionsdesign steht. Die Proto-Personas werden auf Karten festgehalten.
In einem zweiten Schritt werden die priorisierten Personas weiter beschrieben. Sinnvolle Kategorien für eine Beschreibung sind:
- Persönliche Attribute
- Kontext
- Ziele
- Aufgaben
- Frustpunkte
Diese Punkte können auf einem Flipchart festgehalten werden. Dazu kann das Flipchart zuerst wie folgt eingeteilt werden:

Wie bereits erwähnt, handelt es sich ja um Annahmen. Deshalb überlegst Du Dir Forschungsfragen, die aus den Proto-Personas abgeleitet werden könnten. Diese Forschungsfragen können dann in der Forschungsplanung berücksichtigt werden.

Beispiel
Bei der Leistungserfassung eines Beratungsunternehmens könnten folgende Proto-Personas in Frage kommen.
- Projektmitarbeiter
- Supportmitarbeiter
- Administration
- Projektleiter
- Teamleiter
- HR-Mitarbeiter
- Debitoren-Mitarbeiter
Einerseits wird in diesem Beispiel zwischen unterschiedlichen Rollen bzw. Funktionen wie dem Teamleiter oder dem Projektleiter unterschieden. Zusätzlich wird jedoch auch zwischen Proto-Personas unterschieden, die Leistungen erfassen: Projektmitarbeiter, Supportmitarbeiter, Administration. Sie haben jeweils unterschiedliche Anforderungen.

Zielsetzung
Proto-Personas machen deutlich, welche vermuteten Benutzergruppen weiter betrachtet werden sollten und welche Annahmen für diese Nutzergruppen bestehen. Die Proto-Personas können später mit den Ergebnissen der Nutzerforschung verglichen werden.
Wann?
Proto-Personas solltest Du vor der Nutzerforschung erarbeiten. Proto-Personas helfen Dir sehr, wenn Du noch wenig über die Benutzer weisst.
Wer?
Die Methode sollte von einem kleineren Teilnehmerkreis mit maximal sechs Teilnehmern angewandt werden.
Zwingend notwendig ist die Teilnahme der Auftraggeber des Projektes.
Wie lang?
1-6 Stunden, je nach Anzahl Personas
Vorbereitung
Es ist von Vorteil, wenn im Vorfeld ein Problem Statement erarbeitet wurde.
Folgeschritte
Zusätzlich zur Proto-Persona können Proto-Szenarien erstellt werden. Die Proto-Personas sollten mittels Nutzerforschung validiert werden.