Collaborative UX Design

Wir entwickeln digitale Angebote in cross-funktionalen Teams. Die Mitglieder, wie z.B. Product Owner, UX-Designer und Entwickler, die bereits länger zusammenarbeiten, bringen ihre Expertise aus verschiedenen Bereichen in gemeinsame Workshops zur Produktgestaltung ein.

Collaborative UX Design beschreibt den Einsatz von disziplinübergreifenden UX-Methoden und illustriert deren Verzahnung in einem auf Workshop basierenden Vorgehensmodell.

Das Vorgehen besteht grob aus drei Phasen:

Vorgehen

In der ersten Phase "Verstehen" beschäftigen wir uns mit den Problemen und wollen Chancen erkennen. Diese Phase beinhaltet die Schritte Scoping, Research und Synthese.

In der zweiten Phase "Erkunden" entwickeln und überprüfen wir mögliche Lösungskonzepte. Diese Phase beinhaltet die Schritte Ideation, Konzept, Prototyping und Validierung.

In der dritten Phase "Umsetzen" definieren wir das Detaildesign für die in den Sprints geplanten Funktionalitäten. Diese Phase umfasst das Festlegen einer Roadmap und die unterschiedlichen Sprints.

Im Folgenden betrachten wir die Phasen detaillierter. Wir beginnen zunächst mit der ersten Phase, dem Verstehen.

Verstehen

Scoping

Im Scoping-Workshop werden die Ziele und Randbedingungen eines Projektes konkretisiert. Es wird definiert, welche Metriken zur Messung des Erfolgs der Projektarbeit geeignet sind.

Anschließend soll das bestehende Wissen über die Nutzenden und ihre heutigen Ziele, Abläufe und Erfordernisse zusammengetragen werden.

Research

Gemeinsam identifizieren wir Wissenslücken und kritische Annahmen. Im Rahmen eines Research-Workshops legen wir einen Forschungsplan fest, der Aktivitäten der Nutzerforschung beinhaltet, um die kritischen Annahmen bezüglich der Nutzer und Abläufe zu validieren.

Hierbei stützen wir uns auf verschiedene Methoden wie Interviews, Beobachtungen oder Tagebücher.

Synthese

Nach Durchführung der geplanten Aktivitäten werten wir die Ergebnisse in einem Syntheseworkshop aus und überprüfen, ob unsere Annahmen korrekt waren. Abweichungen und neue Erkenntnisse dokumentieren wir mithilfe von sogenannten Insight-Statements.

Wir ergänzen und vervollständigen unsere Modelle zu den Nutzern, Abläufen und Anforderungen. Gemeinsam gewinnen wir dabei eine neue Sicht auf die Problemstellung und entdecken Chancen, die sich für die Lösungsentwicklung bieten.

An diesem Punkt ist eine Reflektion des zuvor definierten Projektauftrags wichtig: Ist der Projektauftrag mit dem neuen Wissensstand noch vereinbar oder müssen Korrekturen vorgenommen werden?

Als Ergebnis der ersten drei Workshops erhalten wir ein vertieftes und empirisch validiertes Verständnis des Problems.

Erkunden

Ideation

In der Phase "Erkunden" konzentrieren sich die Workshops nun auf die Entwicklung eines Lösungskonzepts.

Wir adressieren dabei die unterschiedlichen Chancen und suchen nach Lösungsideen, indem wir in einem Ideation-Workshop den Lösungsraum ausloten. Das Team soll möglichst viele passende Lösungsideen für die identifizierten Produktchancen finden.

Dafür kommen verschiedene Kreativmethoden zum Einsatz, welche die Teammitglieder gegenseitig inspirieren. Zwei Beispiele für Kreativmethoden sind 6-3-5 und Design Studio. Sie gehen über traditionelle Brainstormings hinaus.

Durch die Ideation Workshops gewinnen wir einen Ideenkatalog für die unterschiedlichen Chancen, der neben den Personas und Journeys als Grundlage für die Ableitung des nachfolgenden Konzepts dient.

Konzept

Im Konzept-Workshop werden mithilfe von Szenarien Ideen zu einem kohärenten Lösungskonzept kombiniert. Dadurch wird eine mögliche Lösung einfach verständlich und bereits überprüfbar.

Aus den verschiedenen Szenarien leiten wir schließlich mithilfe einer User-Story-Map eine Vision für die zukünftigen Funktionalitäten der Lösung ab. Die User-Story-Map enthält eine erste Version eines Produkt-Backlogs.

Im Rahmen der Konzept-Workshops entsteht zunächst eine abstrakte Sicht auf das User Interface des zukünftigen Produkts. Dieses abstrakte Konzept wird kontinuierlich weiterentwickelt und verfeinert, bis schließlich die Grundzüge der Produktgestaltung festgelegt wurden.

Prototyping

Nun gilt es, dieses Konzept zu überprüfen. Bei der Erarbeitung des Konzepts haben wir erneut Annahmen getroffen, dieses Mal in Bezug auf die Eignung bestimmter Lösungsansätze.

In einem Prototyping-Workshop überlegen wir uns nun gezielt, welche Prototypen zur Überprüfung kritischer Punkte des Lösungskonzepts sinnvoll sind und mit welchen Methoden wir das Konzept validieren können.

Dies schafft die Voraussetzung für die Entwicklung entsprechender Prototypen. Hierbei steht nicht die Spezifikation einer Lösung im Zentrum, sondern die Vorbereitung einer Konzeptüberprüfung. Eine Spezifikation erstellen wir erst in der Umsetzung.

Validierung

Nun müssen die Konzepte validiert werden. Typischerweise beobachten wir Nutzer bei der Verwendung der Prototypen. Dadurch können wir die Eignung der Konzepte beurteilen und wichtige Hinweise für die Fortentwicklung der erarbeiteten Konzepte erhalten.

In einem Validierungs-Workshop nehmen wir Bezug auf die ursprünglich definierten Annahmen und evaluieren, ob das entwickelte Konzept auf einem hinreichend belastbaren Fundament steht. Im negativen Fall erfolgt eine weitere Iteration zur Überarbeitung des Konzepts.

Wird diese Frage positiv beantwortet, so startet die nächste Phase: die Umsetzung.

Umsetzung

Planning

Wir möchten das Konzept in kleinen Veröffentlichungen umsetzen und frühzeitig Marktfeedback auswerten. Dazu müssen wir die im Konzept beschriebenen Funktionen priorisieren. Verschiedene Faktoren wie der erwartete Nutzen für Benutzer und Kunden, der Beitrag zur Erreichung von Geschäftszielen oder die Kosten einer Umsetzung müssen berücksichtigt werden.

In der Roadmap fassen wir Funktionen in Veröffentlichungen zusammen, um gezielte Hypothesen formulieren zu können.Diese Hypothesen werden in Form konkreter Metriken auf einem Metrikenboard überprüfbar gemacht und es wird definiert, wie diese Metriken nach der Produktauslieferung erhoben werden können.

Detaildesign, Review & Testing und Spezifikation

Nach der Erstellung der Produkt-Roadmap steht die Umsetzung der Funktionen für die erste Veröffentlichung in Sprints an. Dabei werden für die geplanten User Stories Szenarien definiert, für die wir anschliessend ein detailliertes Design entwickeln und in Usability Tests validieren.

Vorteile

Zusammenfassend können wir also sagen: Collaborative UX Design ist ein Vorgehensmodell für die Produktgestaltung in cross-funktionalen Teams. Es beruht auf Methoden des Design Thinking, Lean UX und agilem Vorgehen. Es basiert auf Workshops und das Vorgehen beinhaltet drei Phasen: Verstehen, Erkunden und Umsetzen.

Baut auf bestehendem Vorwissen auf

Collaborative UX Design baut auf dem bestehenden Vorwissen auf und macht bestehende Annahmen zu den Nutzern und ihren Bedürfnissen explizit und damit überprüfbar. Gezielt wird nach neuen Erkenntnissen gesucht und daraus Chancen abgeleitet.

Lösungsraum wird  ausgelotet

In Collaborative UX Design wird durch die Ideation einem kreativen und kollaborativem Element bei der Erkundung der Lösung Raum gegeben. Die Gestaltung einer Lösung ist kein rein deduktiver Vorgang.

Integration mit agilen Anforderungen

Für die Beschreibung der Anforderung dient eine User Story Map als Brücke zu der agilen Produktplanung und Umsetzung. Auch definieren und überprüfen wir lediglich das Konzept ohne bereits das Detaildesign für Elemente zu spezifieren, die später vielleicht gar nicht umgesetzt werden.

Validierung anstatt Evaluation

Für die Validierung des Konzeptes werden anhand offener Validierungsfragen gezielt Prototypen ausgewählt und überprüft. Später wird eine Releaseplanung vorgenommen, welche wiederum eine Überprüfung von Hypothesen ermöglicht.

Das Vorgehen ist von kleinen und auch sehr grossen Unternehmen Praxis-erprobt und wird an mehreren Hochschulen unterrichtet.